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E-Banking

Der Opalith-Würfel als Symbol einer dialogischen Bank-Kultur

Von Max Ruhri

Durch die Vermittlung der Freien Gemeinschaftsbank werden zahlreiche Projekte zum Teil deutlich unter Marktkonditionen finanziert. Aber im Normalfall nicht, weil Kredite so billig angeboten werden, sondern weil Anleger:innen immer wieder entscheiden, auf einen Teil oder den ganzen Zinsertrag zu verzichten.

Die Freie Gemeinschaftsbank vergibt nicht nur Kredite, sondern vermittelt auch Direktdarlehen – sogenannte Treuhanddarlehen. Durch Treuhanddarlehen können Anleger:innen ihr Geld direkt für bestimmte Projekte einsetzen und dabei bis zu einem Maximalsatz ihren Zins frei wählen. Zugleich übernehmen sie die Verantwortung und das Risiko für die gewährte Summe, die nicht durch die Einlagensicherung gedeckt ist. In der «transparenz» haben wir immer wieder durch Treuhanddarlehen finanzierte Projekte vorgestellt.

Zwischen Zinsverzicht und Maximalzins 
Mittlerweile ist das Treuhandvolumen auf etwa 10 % des Kreditvolumens angestiegen. Wie im Diagramm ersichtlich, verzichten 23 % der Anleger:innen vollständig und wählen einen Zinssatz von 0 %. Etwa 37 % wählen den Maximalzins. 50 % verzichten teilweise auf Zinsertrag. Zu erwähnen ist noch, dass die Berater:innen der Freien Gemeinschaftsbank die Entscheidung vollständig ins Ermessen der Anleger:innen stellen und eine neutrale Position hinsichtlich Interessen der Kreditnehmer:innen und der Anleger:innen einnehmen. Soweit die Fakten.

Entscheidung in Beziehung
«Was passiert hier?» könnte man aus der Perspektive der Wirtschaftswissenschaften und vieler Marktteilnehmer: innen fragen, für die persönliche Gewinnmaximierung längst als gesellschaftlicher Konsens erlebt und gelebt wird. «Hier passiert Defragmentierung», könnte man antworten oder anders ausgedrückt: «Dialog».

Eigentlich ist es sehr einfach: Initiative und produzierende Menschen sind unsichtbar geworden und an ihre Stelle sichtbares Marketing getreten, zum Beispiel durch Roger Federer als zugegeben sympathischen Markenbotschafter. Die Realität einer Credit Suisse, von Barilla Spaghetti oder Nike Schuhen wird dadurch aber nicht sichtbarer. Die Botschaft des nicht realitätsbezogenen Marketings ist im Grunde immer die gleiche: Optimiere dich selbst, so wie auch wir uns selbst optimieren. Beziehung ist dabei ein Störfaktor, der die negativen Begleiterscheinungen sichtbar machen könnte.

Die Botschaft einer Realität von produzierenden oder initiativen Menschen ist jedoch eine andere: Achte auf unsere Bedürfnisse, nimm’ unsere Realität wahr – geh’ in Beziehung. Wenn diese Realität in Geldbeziehungen sichtbar wird, ändert sich das Verhalten nicht nur graduell, sondern radikal, da Entscheidungen in Beziehung getroffen werden. Unter anderem wird auch auf Zinsen, die man angeboten bekommt, verzichtet, da die Menschen und ihre Initiative ein Hauptgrund der Darlehensgewährung sind und der eigene Ertrag eine weitere Komponente ist, aber nicht der einzige Grund. Dies ist übrigens normaler Alltag für Menschen, die in familiären oder anderen Strukturen kooperativ zusammenleben.

Unterschiedliche Perspektiven 
Kreditnehmer:innen und Anleger:innen haben im Leihkontext unterschiedliche Rollen. Kreditnehmer:innen sehen ihr Projekt vor sich, sie schauen quasi in das Licht ihrer Idee. Wenn sich Geldmittel mit dieser Idee verbinden lassen, schauen Kreditnehmer:innen durch diese Geldmittel als Ermöglicher in ihre Idee. Versteht man die bereitgestellten Geldmittel als Trübung, dann schauen Initiator:innen durch eine Trübung in eine Lichtquelle – wie beim Sonnenauf- oder -untergang. Die Trübung erscheint gelb bis rot. So erscheint auch der Opalith-Würfel als getrübtes Glas gelb bis rot wenn man durch ihn in eine Lichtquelle schaut.

Anders die Anleger:innen: Sie haben in dem Moment keine Vision, die sich mit dem angelegten Geld verbindet. Aktuell ist das Geld auf einem Konto, unter der Matratze oder sonst wo – es wird gespart. Man schaut durch die Trübung des Geldes auf den dunklen Grund, der die aktuelle Situation widerspiegelt, dass keine eigene Idee sich mit diesem Geld verbindet. Ohne das Licht der Idee bleibt der Würfel farblos – oder wird unter gewissen Bedingungen der Trübung zum Spiegel. Wenn das Geld bewusst verliehen wird oder auf dem Konto bei einer Bank liegt, die sinnvolle Projekte finanziert, dann entsteht etwas mit dem Guthaben – es gibt Menschen, die eine Idee damit verwirklichen.

Anleger:innen erleben, wie sich ihr Geld mit der Initiative anderer Menschen für eine gewisse Zeit verbindet. Das Licht der Idee dieser Menschen scheint durch dieses Sparguthaben. Nun schauen die Anleger:innen durch die beleuchtete Trübung ihres Geldes auf dunklen Grund – wie der Blick in den Himmel an einem wolkenfreien Tag. So erscheint auch der beleuchtete Opalith- Würfel blau, wenn man durch ihn hindurch auf einen dunklen Grund schaut.

Je nachdem, ob man von der einen oder anderen Seite in den Opalith-Würfel schaut, erscheint er blau oder gelb bis rot. Beide Farben sind zugleich sichtbar. In einer dialogischen Bankkultur die von wechselseitiger Wahrnehmung geprägt ist – so wie in jeder Dialogkultur durch Reden und Zuhören –, ist dieses Phänomen zu beobachten. Sobald es erscheint, ändern sich die Verhältnisse in eine konstruktive Richtung. Ökonomische und ökologische Ausbeutung verschwinden in dieser Kultur der Bezogenheit. 

Der Opalith-Würfel wurde anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Freien Gemeinschaftsbank entwickelt. Gerne können Sie ihren Opalith-Würfel, solange der Vorrat reicht, am Schalter der Freien Gemeinschaftsbank abholen – und anderen davon erzählen.