Der Gründungsimpuls der Freien Gemeinschaftsbank geht auf Überlegungen Rudolf Steiners, des Begründers der Anthroposophie, im Jahr 1919 zurück.
Den Anstoss für die Gründung 1984 gaben Menschen, die zuvor mit der Gründung der GLS Bank in Bochum (DE) verbunden waren.
Nachfolgend ein paar Meilensteine aus unserer Bank-Biographie. Die ganze Geschichte können Sie nachlesen im Buch von Uwe Werner: Die Freie Gemeinschaftsbank - Ursprünge, Gegenwart und Perspektive einer ungewöhnlichen Bank (Basel 2018).
Rudolf Steiner verfasst einen Aufsatz mit dem Titel «Leitgedanken für eine zu gründende Unternehmung». Darin schreibt er: «Unterschieden von den gewöhnlichen Bankunternehmungen soll dieses [Bankinstitut] dadurch sein, dass es nicht nur den finanziellen Gesichtspunkten dient, sondern den realen Operationen, die durch das Finanzielle getragen werden.» Weiter heisst es: « ... Unternehmungen im alten Sinne unterstützen heisst, sein Geld in Unfruchtbares stecken, und ... für sein Geld sorgen ... heisst, zukunftversprechende Unternehmungen zu tragen, die allein geeignet sind, den verwüstenden Kräften standzuhalten.»*
Für Rudolf Steiner ist «der Grundnerv allen sozialen Lebens das Interesse von Mensch zu Mensch.» Für ihn ist es nicht möglich, ökonomische Begriffe zu durchdringen und eine wirklichkeitsgerechte Anschauung wirtschaftlicher Vorgänge zu gewinnen, wenn dieses Interesse nicht vorhanden ist.**
1922 unterscheidet Rudolf Steiner das Geld je nach Verwendung in Kaufgeld, Leihgeld oder Schenkgeld, denen unterschiedliche Funktionen zukommen: Das Kaufgeld erhält seinen Wert durch die Produkte, die man dafür kaufen kann. Das Leihgeld ermöglicht Unternehmen und Initiativen, Neues in die Welt zu bringen, und das Schenkgeld finanziert Kunst, Kultur und Bildung.***
*Rudolf Steiner, «Leitgedanken für eine zu gründende Unternehmung», in: Rudolf Steiner, Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage (GA 24), 2. Auflage Dornach 1980, S. 460f.
**Rudolf Steiner, Die soziale Grundforderung unserer Zeit - in geänderter Zeitlage (GA 186), 3. Auflage Dornach 1990, S. 167
***Rudolf Steiner, Nationalökonomischer Kurs (GA 340), 6. Auflage Dornach 2002, 12. Vortrag
Gisela Reuther, Mit-Initiantin der 1974 in Bochum (DE) gegründeten GLS Bank, wird 1977 nach Dornach in den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft berufen. Sie bringt die Idee zu einer Bankgründung in die Schweiz mit. 1978 initiiert sie die Gründung einer Bürgschaftsgenossenschaft, die Darlehen und Schenkungen vermittelt sowie Bürgschaften übernimmt.
Die Genossenschaft wächst schnell und hat 1983 ein Kapital von CHF 443'700. Sie beschliesst, eine Banklizenz zu erwerben. Unterstützt wird sie dabei von der GLS Treuhand (DE) und der Gemeinnützigen Kredit-Genossenschaft (DE), die der Bürgschaftsgenossenschaft unverzinsliche, unkündbare Darlehen über insgesamt CHF 3 Millionen gewähren.
In einem ersten Anlauf wird der Antrag auf eine Bankenlizenz von der Eidgenössichen Bankenkommission abgelehnt. Die Rechtsform der Genosssenschaft sei für Bankgründungen nicht mehr zulässig. Carl Wunderlin, Jurist und Mitglied der Bankengründungsgruppe, verfasst daraufhin eine umfangreiche Gegenargumentation, die den gemeinnützigen Charakter der geplanten Bank hervorhebt. Er betont, dass sie nach dem genossenschaftlichen «Prinzip der Selbsthilfe» arbeiten werde.
Im Januar wird die Banklizenz von der Eidgenössischen Bankenkommission gewährt. Am 29. April findet die Gründungsversammlung der Freien Gemeinschaftsbank Genossenschaft im Goetheanum in Dornach statt. Die neue Bank bezieht in Oberdornach ein Büro in einem Wohnhaus.
Die beiden einzigen operativ arbeitenden Mitarbeitenden sind zugleich die ersten beiden Geschäftsführenden: Annegret Drenkhahn und Paolo Wegmüller. Ausgestattet mit zwei elektrischen Schreibmaschinen, einer Additionsmaschine, einem Telefon, einer Buchhaltungsmaschine und einem Tresor - alles gebraucht erworben - eröffnen sie am 1. Juli die Bank. Ab 1988 kommen Schritt für Schritt weitere Mitarbeitende hinzu.
Die Freie Gemeinschaftsbank ist inzwischen auf 10 Mitarbeitende gewachsen. Sie zieht in die zweite Etage des neu gegründeten unternehmen mitte – dem ehemaligen Sitz der Schweizerischen Volksbank – nach Basel. Sie wächst langsam, aber stetig. Ende 1999 weist die Freie Gemeinschaftsbank eine Bilanzsumme von CHF 120,3 Mio. und ein Genossenschaftskapital vom CHF 5,6 Mio. auf.
2001 wird die Stiftung Gemeinschaftsbank – zunächst unter dem Namen «Förderfonds der Freien Gemeinschaftsbank» – als rechtlich unabhängige Schwesterninstitution der Bank gegründet. Während die Bank mit dem Leihen und Verleihen von Geld arbeitet, befasst sich die Stiftung mit Geld, das im Wirtschaftskreislauf «überflüssig» geworden ist und daher geschenkt werden kann.
Die Bank unternimmt Modernisierungsschritte und wächst weiterhin. Sie führt eine Maestro-Karte und E-Banking ein. Damit wird sie ortsunabhängig und steigert ihre Attraktivität für Menschen, die ausserhalb der Region Basel wohnen.
2012 hat sich die Bank bereits vom alten, DOS-basierten Banksystem verabschiedet und auf ein modernes System gewechselt. Die Bank hat jetzt 22 Mitarbeitende.
Im April bezieht die Freie Gemeinschaftsbank das eigens für sie entworfene und gebaute Haus an der Meret Oppenheim-Strasse am Bahnhof Basel SBB. Architekt des Neubaus im organischen Baustil ist Walter Känel aus Wetzikon, ausführende Architekten sind Vischer Architekten aus Basel. Das Fassadenmotiv spiegelt den Geldfluss in der Bank wider: Die linke, statische Gebäudeseite symbolisiert das hereinkommende Anlagegeld, das gleichsam zum Stillstand kommt und «erstarrt». Das Geld wird von der Bank in Bewegung gebracht und verlässt sie wieder zur Finanzierung von zukunftsfähigen Kreditprojekten in der Realwirtschaft, ausgedrückt auf der rechten, dynamischen Gebäudeseite. Der Neubau erhält viel Aufmerksamkeit in der Presse.
Die Eröffnungsfeier im neuen Saal ist gleichsam der Auftakt für die neuen Kulturveranstaltungen in der Freien Gemeinschaftsbank. Besonders für Treffen mit den Genossenschaftsmitgliedern wird der hauseigene Saal gern genutzt. Im Sommer 2019 ist die Bank Gastgeberin der internationalen Summer School des Institute for Social Banking und empfängt 75 Teilnehmende aus Social Banking-Institutionen weltweit.
Gleichzeitig mit dem äusseren Entwicklungsschritt vollzieht die Freie Gemeinschaftsbank einen inneren: Der Verwaltungsrat verabschiedet eine neue Strategie, die Bank wird Mitglied in verschiedenen Interessenorganisationen (vom Social Banking bis zum Gewerbeverein im neuen Quartier) und vertieft ihre Kontakte zu anderen Banken und Partnerorganisationen. Intern wird die Möglichkeit zur Projektarbeit eingeführt. Zahlreiche Mitarbeitende bearbeiten in Projektgruppen Fragestellungen, die die Bank voranbringen. Übergreifendes Thema ist die Zukunftsfähigkeit der Bank und die Attraktivität für junge Menschen. Es finden mehrere Treffen mit Genossenschaftsmitgliedern zu diesen Anliegen statt.
Die Freie Gemeinschaftsbank führt eine Reihe von technischen Neuerungen ein, darunter das Mobile Banking FGB Banking die dazugehörige Authentifizierungs-App FinSign, den neuen Rechnungsstandard QR-Rechnung und die elektronische eBill im E-Banking. Das Corporate Design wird von der Agentur SUAN Conceptual Design überarbeitet.
Intern wird ein Gemeinschaftsgremium aus der Mitarbeiterschaft gewählt, das sich mit sozialen Anliegen befasst und als Ombudsstelle dient.
Die Bank hat 2022 eine Kreditkarte eingeführt und ist auf 38 Mitarbeitende gewachsen. Sie pflegt vielfältige Beziehungen mit anderen werteorientierten Banken und baut ihr Netzwerk stetig aus.