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E-Banking

Crowd Container
Lebensmittel direkt von Kleinbäuer:innen: fair, ökologisch und transparent

Von Hildegard Backhaus Vink

Seit 2016 sammelt Crowd Container auf seiner gleichnamigen Online-Plattform Bestellungen für ökologisch angebaute landwirtschaftliche Produkte und gibt sie danach bei Bauernfamilien in Auftrag. Crowd Container pflegt die persönliche Beziehung zu den Produzent:innen und zahlt ihnen die selbst gewählten Preise.

Kurkuma war das Schlüsselerlebnis von Tobias Nordmann von Crowd Container und Ideengeber des Projektes. Als junger Verkäufer im Grosshandel wollte er gemahlenes Kurkuma einer Kleinbauernkooperative aus Kerala an einen Grossverteiler verkaufen. Das Kurkumapulver war perfekt: Es hatte einen runden, intensiven Geschmack und war fein vermahlen. Nach langen Verhandlungen und dem schon vollzogenen Verkauf dann der Rückzieher vom Grossverteiler: Das Volumen stimmte nicht. In der vorgegebenen Grammzahl konnten die Gewürzgläser nur zu Dreiviertel gefüllt werden. Was war der Grund? Das Kurkuma war nicht, wie sonst üblich, vielfältig behandelt und entölt worden, sondern naturbelassen.

Dieses Erlebnis brachte Tobias Nordmann ins Grübeln: Warum sollte man nicht die landwirtschaftlichen Produkte, die weltweit von Bauernfamilien mit viel Wissen um die Gegebenheiten ökologisch angebaut werden, verkaufen können? Warum war ihnen der Marktzugang verwehrt, weil sie eine Norm oder Zertifizierung nicht erfüllten, wenn es doch hochwertige Lebensmittel waren – häufig alte, geschmacklich nuancierte Sorten? Es war gleichsam eine Frage des gesunden Menschenverstandes, die sich in Tobias Nordmann regte.

Crowd Container – die Idee
2016 initiierte er einen Verein mit dem Namen «Crowd Container», dem zwei Jahre später die Crowd Container AG als kommerzielles Rechtsgefäss folgte. Die Idee: «Crowd Container findet in seinem Netzwerk Bauernfamilien, die hochwertige Produkte herstellen, wie z. B. Pasta aus alten Weizensorten auf Sizilien, Kokosöl in Kerala, Kaffee in Peru. Diese Produkte sind oft, aber nicht immer, biologisch zertifiziert und werden stets in kleinräumiger und klimafreundlicher Landwirtschaft hergestellt», erzählt Tobias Nordmann im Gespräch.

Crowd Container sammelt während einer vordefinierten Laufzeit Bestellungen für diese Lebensmittel, damit eine bestimmte Menge zusammenkommt, und übermittelt hinterher den Auftrag an die Produzent:innen. Einige Wochen später treffen die Produkte ohne Zwischenhandel ein und werden in wiederverwendbaren Postboxen versandt. Den kostendeckenden und existenzsichernden Preis legen die Bauernfamilien selber fest. «Er beträgt durchschnittlich das 2,7-fache des Weltmarktpreises», so Tobias Nordmann weiter.

Eine Besonderheit bei Crowd Container: Auf der Website wird für jedes Produkt genau aufgeschlüsselt, wer wieviel von dem Preis erhält. «So wissen die Konsument:innen genau, woher ihre Produkte stammen und wieviel von dem bezahlten Preis an die Bauernfamilien geht», meint Tobias Nordmann. Das schafft Bewusstsein für den realen Preis von Lebensmitteln und für die Rollen von Produzent:innen und Konsument:innen. Manchmal werden die Bauernfamilien durch Nachfrage auch angeregt, etwas für den Verkauf anzubauen, was sie sonst nur für sich produziert hätten: eine alte Tomatensorte z. B., aus der dann eine wohlschmeckende Passata hergestellt wird.

Beziehung im Zentrum
«Die Beziehung zu pflegen, ist für uns das Wichtigste. Dort gehen wir sehr in die Tiefe. Und wir begegnen uns immer auf Augenhöhe: Wir sagen den Produzent:innen nicht, wie sie anbauen sollen. Sie sind für uns die Expert:innen», betont Tobias Nordmann. Diese Beziehungen sind stets langfristig und werden nicht abgebrochen, wenn die Bauernfamilien in Schwierigkeiten geraten. Gleichzeitig sind sie weder exklusiv – die Produzent:innen werden ermutigt, auch andere Vertriebskanäle zu suchen – noch auf einzelne Personen fixiert. Die Beziehungen werden von verschiedenen Mitarbeitenden vom Crowd Container Team gepflegt. Auf diese Weise sind die Verbindungen mit den Bauernfamilien widerstandsfähig und breit abgestützt.

Die Realität der Landwirtschaft
Die Konsument:innen erhalten bei Crowd Container intensiv schmeckende Lebensmittel, die oft aus seltenen oder alten Sorten gewonnen werden. « Wir müssen wieder mit der Realität der Landwirtschaft leben», sagt Tobias Nordmann und erklärt: «In der Landwirtschaft gibt es Jahreszeiten und eine Erntesaison, Lebensmittel, die für die Normierung zu gross oder zu klein oder die krumm gewachsen sind, alte Sorten, die anders schmecken als moderne Hybriden – das sind Realitäten in der Landwirtschaft».

Den Zwang zur Normierung, der sich in den standardisierten Produkten im Supermarkt niederschlägt, erlebt er als Entfremdung und Abstraktion. «Die landwirtschaftliche Realität wieder in unser Leben zu bringen und dabei die Produzent:innen im Bewusstsein zu haben, ist unsere Motivation», fasst Tobias Nordmann das Anliegen von Crowd Container zusammen.

Crowd Container gehört zu den Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden ein sinnorientiertes Arbeiten anbieten. Im Vordergrund steht das Engagement für die Sache, nicht Profit oder Wachstum um des Wachstums willen. «Unter Engagement verstehen wir aber nicht Selbstausbeutung, sondern das Unternehmen soll gesund dastehen», betont Tobias Nordmann.

2022 hat sich Crowd Container als erstes Schweizer Unternehmen in ein sogenanntes «Purpose Unternehmen» umgewandelt. Ein Purpose Unternehmen zu sein bedeutet: Entscheidungen liegen stets bei aktiven Unternehmer:innen, Gewinne können nicht für persönliche Zwecke entnommen werden und das Unternehmen kann weder verkauft noch vererbt werden. «Mit dieser werteorientierten Eigentümerstruktur dient unser Unternehmen vor allem einem Zweck: Wir möchten verändern, wie Lebensmittel produziert, gehandelt und konsumiert werden – immer mit dem Ziel, dass wir unserer Vision einer vielfältigen, klimapositiven Landwirtschaft näherkommen», sagt Tobias Nordmann

Crowd Container ist in den letzten Jahren auf sechs Mitarbeitende gewachsen und hat 2022 gut CHF 1,7 Mio. umgesetzt. Für die Zukunft wünscht sich Tobias Nordmann, dass noch mehr Menschen sich für das Modell begeistern.

Die UNO-Nachhaltigkeitsziele bei Crowd Container

Crowd Container engagiert sich für die Umsetzung der UNO Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDG) und misst kontinuierlich die Wirkung ihrer Umsetzung in seiner Arbeit.

Ökonomische Wirkung
Über unsere Plattform wurden bereits über 472 Tonnen Lebensmittel vermarktet. Im Durchschnitt entsprachen die Produzentenpreise dem 2.7-fachen des Weltmarktpreises. Mit kostendeckenden Preisen für Kleinproduzent*innen und existenzsichernden Löhnen für Erntearbeiter*innen tragen wir zum Erreichen des SDG 1 «Keine Armut» und zum SDG 8 «Menschenwürdige Arbeitsbedingungen» bei.

Ökologische Wirkung
Der Absatz über Crowd Container finanzierte allein im vergangenen Jahr über 81.5 Hektaren vielfältiger und klimafreundlicher Landwirtschaft. Unser Ziel ist es, die Fläche, auf die wir über unseren Vertriebskanal eine direkte Wirkung haben, jährlich zu verdoppeln. Mit Agroforst, Permakultur, regenerativer Landwirtschaft und geschlossenen Hofkreisläufen tragen unsere Partner*innen auf diesen Flächen zum Erreichen des SDG 13 «Massnahmen für den Klimaschutz» sowie des SDG 15 «Leben an Land» durch den Erhalt der Biodiversität bei.

Soziale Wirkung
Über 1'200'000 Personen haben wir mit unseren Botschaften zu nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährung bereits erreicht. Über 18'000 Menschen haben unsere Nachrichten abonniert und eine aktive Community pflegt den Austausch mit den Produzent:innen, organisiert Events und beteiligt sich an der öffentlichen Debatte um nachhaltige Ernährung. Damit tragen wir zum Erreichen des SDG 12 «Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster» bei. Neben dem Ermöglichen von nachhaltiger Produktion sensibilisieren wir die Öffentlichkeit gezielt auf Themen des nachhaltigen Konsums. Damit tragen wir zum Erreichen des SDG 12 «Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster» bei.